Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin
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Methodik

Das Vorhaben gliedert sich in die folgenden Teilaufgaben:

Literaturrecherche und vergleichende Dokumentenanalyse

Zu Anfang wird mittels einer systematischen Literaturrecherche ein Überblick über den aktuellen neurowissenschaftlichen Forschungsstand bei chronischen Bewusstseinsstörungen gewonnen. Gemäß den Standard-Protokollen systematischer Reviews werden einschlägige Online-Datenbanken (v.a. Medline, PsycInfo) nach allen Publikationen durchsucht, die zwischen 2003 und 2008 empirische Daten zu den Schlagworten „vegetative state“, „minimally conscious state“, „minimally responsive state“, „coma“ und „chronic disorders of consciousness“ veröffentlichten. Die Abstracts werden gesichtet und daraufhin untersucht, ob Erkenntnisse zu mentalen Inhalten (Kognitionen, Emotionen, Perzeptionen, Bewusstsein, Subjektivität) enthalten sind. Zudem werden thematisch einschlägige Buchpublikationen aus demselben Fünfjahreszeitraum in die Recherche aufgenommen.

In einem zweiten Schritt werden relevante rechtliche und berufsrechtliche Dokumente in Deutschland und Kanada/England verglichen. Dabei werden Gesetze, Gerichtsurteile und berufsrechtliche Verlautbarungen aus den Jahren 2003-2008 nach den oben genannten Schlagworten durchsucht. Das methodische Vorgehen richtet sich nach publizierten Leitlinien komparativer Rechtsanalyse bzw. eigener Vorarbeiten auf dem Gebiet komparativer ethisch-rechtlicher Analysen.

Qualitative Interviewstudie

Das Kernstück des Forschungsvorhabens ist eine qualitative Interviewstudie. Dabei werden die Hauptbezugspersonen von Patienten mit chronischen Bewusstseinsstörungen interviewt: sowohl die nächsten Angehörigen als auch die professionellen Helfer (Pflegende, Therapeuten, Ärzte), sofern sie mindestens ein halbes Jahr Erfahrung in der Betreuung solcher Patienten haben. Auf Basis der oben vorgestellten Literaturrecherche sowie theoretischer Vorannahmen und Forschungsfragen wird ein Interviewleitfaden erstellt. Die Interviewpartner werden über den Kontakt zu Langzeitpflegeeinrichtungen und (Rehabilitations-)Kliniken aus dem oberbayerischen Raum rekrutiert. Die Teilnahme erfolgt freiwillig und anonym. Die Interviews werden leitfadenbasiert und semistrukturiert geführt  werden.

Normativ-ethische Analyse

Schließlich soll auf der Basis der Literaturrecherche sowie der empirisch gewonnenen und ausgewerteten Daten eine normativ-ethische Analyse des Forschungsthemas durchgeführt werden. Dabei wird der Schwerpunkt darauf liegen, ethische Entscheidungskriterien bei chronischen Bewusstseinsstörungen analytisch zu durchleuchten und gegeneinander abzuwägen. Die Methodik richtet sich nach der analytischen Philosophie und bedient sich logischer Operationen, Exemplifizierungen und Gedankenexperimenten. Relevante Ressourcen, die bereits vorhanden sind und genutzt werden können, sind vor allem interdisziplinäre Kontakte zu den Kooperationspartnern in Montreal (Kanada) und Turku (Finnland), aber auch zu Philosophen, Ethikern und anderen Geisteswissenschaftlern im Münchner Kompetenzzentrum Ethik.